Online-Supervision: „Ich habe es einfach mal ausprobiert“
In den letzten drei Jahren wurden viele Menschen vor Herausforderungen gestellt. Mir war es beispielsweise über eine lange Zeitspanne nicht möglich, mit Menschen in persönlichen Treffen zusammenzuarbeiten. Ich konnte mir vorher überhaupt nicht vorstellen, online zu arbeiten. Die technischen Herausforderungen schienen zu groß, mir war nicht klar, wie ein Online-Coaching-Prozess konkret ablaufen soll, ich war unsicher, inwieweit ein Online-Angebot überhaupt als soziale Interaktion angesehen werden kann und mir war nicht klar, ob ich unter diesen Umständen überhaupt genau so gut arbeiten könnte wie bisher. Demgegenüber stand jedoch, dass ich meine Arbeit überhaupt nicht hätte anbieten können und das wollte ich mir und meinen Klienten, Supervisanden und Seminarteilnehmern zuliebe auf keinen Fall zumuten. Also habe ich mich einfach ins kalte Wasser gestürzt und Online-Einzel-Coaching angeboten.
Ich war völlig überrascht, wie schnell meine eigenen Bedenken verflogen! Mir wurde klar, dass es gar nicht nötig ist, sich ausschließlich für persönliche Treffen oder Online-Coaching zu entscheiden. Es geht beides ganz hervorragend. Ich war ganz überrascht, wieviel Spaß mir die Online-Arbeit machen kann, und wie froh auch die Supervisanden sind. „Ich hatte erst Angst wegen der Technik und ob man überhaupt so arbeiten kann, aber dann habe ich es einfach ausprobiert. Ein Glück“, bekomme ich häufig als Feedback zu hören.
Ein Riesenvorteil ist, dass man sich ganz unkompliziert und bequem treffen kann. Keiner hat Anreisekosten und Termindruck. Eine Stunde Online-Supervision lässt sich leichte unterbringen. Außerdem kann man sich mal eben einen Kaffee holen, oder sitzt in der gewohnten Umgebung, in der man sich ohnehin wohlfühlt. In so einer entspannten Atmosphäre lässt sich leichter einfach mal erzählen, wo die Herausforderungen privat, beruflich oder im Ehrenamt liegen. Es ist ein Vorteil mit jemandem zu sprechen, der die Familie, die Vorgesetzten oder das Kollegium nicht kennt, jemand der kompetent ist und eine Vogelperspektive einnehmen kann.
Die Hürde der Angst, versagt zu haben oder nicht gut genug zu sein „Sowas brauchen wir nicht“, wenn man eine Supervision in Anspruch nimmt, ist online viel niedriger, weil man sich bereits durch die vertraute Umgebung gestärkt fühlt. Die Sorge, beurteilt und bewertet zu werden ist geringer, weil buchstäblich niemand „ins Haus kommt und da mal nach dem rechten sieht“.
Dadurch ist es viel leichter, Supervision das sein zu lassen, was sie ist: Unterstützung, Motivation und Stärkung von Kompetenzen – und letztlich eine schöne Erfahrung.